Die Gründe, die wir oft für unsere Entscheidungen angeben, sind oft weniger zwingend und rational, als wir denken - sie erscheinen nur so, weil wir sie im Nachhinein geschickt gewählt haben. Es ist ein Prozess, der uns helfen soll, unsere Entscheidungen sicherer und erklärbarer zu machen. Wir suchen nach Gründen, die unsere Wahl rückwirkend in eine kohärente Geschichte einfügen. Diese Geschichte wiederum gibt uns ein Gefühl von Sicherheit und Identität. Sie hilft uns, die gefühlte Verantwortung für unsere Entscheidung zu reduzieren, indem sie unsere Wahl als logisch, vernünftig und unausweichlich erscheinen lässt. Im Rückblick erscheinen die Alternativen sozusagen weiter voneinander entfernt.
Wir wählen also unsere Vergangenheit mit. Wenn wir uns vergegenwärtigen, wie wir schon einmal über Hindernisse hinweg gewählt haben, können wir uns dessen bewusster werden. Um aber wirklich zu verstehen, wie frei wir in unseren Entscheidungen sind, lohnt es sich, den Moment der Entscheidung genauer zu betrachten. Hier spüren wir die Freiheit der Wahl besonders deutlich, wenn wir zwischen annähernd gleichwertigen Alternativen abwägen. In diesen Momenten des neutralen Hin und Her beweisen wir uns selbst, dass wir sehr wohl auch die weniger wahrscheinliche Option wählen können. Nur wenn die Alternativen zu intensiv erscheinen, kann dies die Bedeutung der Wahl wieder verdecken. Denn dann erscheinen sie schnell als selbstentscheidend.
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