Unterbewusstsein - frei oder unfrei?

Führen wir die Ergebnisse von Bewusstsein I und Bewusstsein II sowie Gewahrsein I und Gewahrsein II zusammen, ergibt sich folgendes Bild:
  • Was für uns im umschreibenden Wechsel der Perspektiven als deren gemeinsame Näherung existiert, ist uns bewusst. 
  • Entgleiten der Näherung Perspektiven, können wir ihrer immer noch gewahr sein. Sie existieren als solche im ständigen Wechsel. 
  • Alles dynamisch (das heißt im Wechsel) Existierende geht trichterartig von der bewusstesten "Öffnung" über einen sich perspektivisch "verengenden" Kanal in ein Gewahrsein über, das wir als Unterbewusstsein bezeichnen können.
  • Dieses Unterbewusstsein erstreckt sich letztlich auf All-das-was-ist.
Unterbewusstes existiert also auch dann, wenn wir nicht bewusst "hinsehen". Denn unterbewusst sehen wir immer hin (immer wieder). Wir sind uns All-dessen-was-ist "verschwindend gewahr". Das bedeutet, wir sind ihm "wechselweise" verbunden und können dieses Gewahrsein auch erweitern. Wir können aber auch mit dem Fokus unseres Bewusstseins in dieses Gewahrsein hinabtauchen, den Trichterkanal nur an bestimmten Stellen weiten und reicher zurückkehren - an Wissen, Ahnungen und Empfindungen.

Was ist uns dort bewusst? Was entdecken wir, wenn wir hineintauchen? Andere Welten, andere Arten der Verknüpfung, das Wesen anderer Menschen? Ja, und zwar täglich - und am meisten nachts. Wir können lernen, mehr von diesen Eindrücken mitzubringen. Doch auch ohnedies entdecken wir hier viel von unserem eigenen Wesen.

Erweitern wir unsere Erkenntnisliste noch um einen Punkt und berücksichtigen mit dem zweiten auch unsere Wahlfreiheit:
  • Da Bewusstsein und Gewahrsein sich nur im Grad der Betonung des umschriebenen Zentralbereichs unterscheiden, handelt es sich bei beiden um eine einzige I-Struktur. 
  • Eine I-Struktur wählt ihre weitere Veränderung - im Rahmen der Einschränkungen, die ihr "andere" I-Strukturen auferlegen.
Von solchen Einschränkungen scheinen wir umgeben zu sein. Schon was unser Nachbar entscheidet, kann uns beeinträchtigen, und mit dem Türrahmen lässt sich erst gar nicht reden. Doch erinnern wir uns daran, dass jedes Gewahrsein eine Hierarchie von wahrscheinlichen Realitäten ist, mit der wahrscheinlichsten hier und jetzt. Wenn wir also einen anderen Realitätstrichter wählen, strukturieren sich für uns alle wahrscheinlichen Realitäten um. Aber diese Realitäten existieren weiter als sie selbst. Auch ihre jeweiligen Top-Positionen existieren im Gewahrsein, nur eben nicht hier und jetzt für uns.

Wir müssen unseren Nachbarn also gar nicht bezwingen, denn er hat in einer anderen Realität längst eingewilligt. Wir müssen diese Realität nur wählen. (Er mag ruhig das Gleiche tun, mit jener Realität, in der wir eingewilligt haben.) Dazu sollten unsere Bewusstseinsfokusse in anderen betroffenen Lebensbereichen mit dieser Wahl einverstanden sein. Das heißt, wir sollten in unserem Gewahrsein die Hierarchie der eigenen inneren Entscheidungen harmonisieren. Dann geht der Nachbar, wohin wir beide es wollen. (Sogar die Version, in der wir beide spiegelverkehrt entscheiden, ist uns widerspruchslos gewahr, nur eben nicht hier und jetzt vorrangig.)

Warum ist dann der Türrahmen so fest? Ist er gar nicht: Nehmen Sie einen Vorschlaghammer und hauen Sie Ihn weg! Aber ich glaube, Sie wollen den Rahmen. Sie wollen die Erde und die Sonne. Sie wollen Bedingungen. Warum gerade diese Bedingungen - das wäre eine Frage an jenes Unterbewusstsein, in dem wir mehr von unserem Wesen zu finden hoffen.


Dieser Text ist ein Auszug aus dem theoretischen Teil meines Buches
Wahrhaftigkeit. Mit welchem Bewusstsein wir Realität erschaffen