Ihre Weltsicht mit allem Drum und Dran haben nur Sie allein,
denn es ist das, was Sie als Individuum ausmacht. Jeder andere sieht die Dinge anders, ziemlich
anders, wenn man ihn genau fragt, auch wenn Sie sich in manchen Punkten mit ihm
treffen. Entsprechend individuell
sind auch Ihre Beweggründe für alles, was Sie sich wünschen und was Sie tun.
Zwar versuchen wir Gemeinsamkeiten zu finden und herauszustellen, um uns
geborgen zu fühlen oder der gegenseitigen Hilfe zu versichern, doch im Grunde
wissen wir, wie wenig wir wirklich teilen. Genaugenommen
gar nichts. Oder wenn wir "teilen" wörtlich nehmen, im Sinn von "zerteilen",
dann teilen wir alles - nämlich in individuelle Perspektiven, einzigartige
Daseinsweisen, ureigene Gefühlsnoten.
Wer ist dann die erste Instanz zu deren Veränderung? Natürlich jeder selbst.
Doch wie können wir eine Individualität steuern, mit der wir
uns so sehr identifizieren, dass wir mit ihr einschlafen und mit ihr aufwachen?
Ist da, wo sie "herkommt", Bewusstsein? Ich meine, ja. Allerdings,
auch wenn wir zum Beispiel unsere Träume erforschen, wird uns das meiste von
diesem Bewusstsein unterbewusst bleiben - schon weil es zu groß ist.
Wir können jedoch das Bewusstsein nehmen, das wir kennen,
und mit ihm unsere Schnittstelle zu
allem Tieferen hinterfragen. Dazu müssen wir unsere Perspektive vorübergehend wechseln: in den Standpunkt eines
Beobachters der eigenen Einstellung. Wir wechseln die Perspektive ja ohnehin
dauernd, mit jedem Gedanken und jeder Gefühlsregung ein bisschen, während
diejenige Weltsicht, mit der wir uns identifizieren, eigentlich eine Ganzheit dieser Veränderungen ist. Nun
nehmen wir einen kleinen Teil dieser Ganzheit und schieben ihn "seitlich
nach oben", so dass wir von da "herunterblicken" können auf das,
was unser größeres Ich fühlt, denkt und tut. Aus diesem Blickwinkel können wir
jetzt auch gegen die eine oder andere Gewohnheitsentscheidung unseres Ichs Veto
einlegen und es einen besseren Weg einschlagen lassen.
Der Beobachter ist natürlich nicht völlig unabhängig vom
Ich. Das ist nicht nötig, um die Vielfalt der Perspektiven deutlich zu erhöhen.
Wir werden spüren, wenn Gefühle erst nach gedanklichen Urteilen entstehen und,
wenn wir aufmerksam sind, woher diese Urteile kommen: aus früheren Erfahrungen,
verfestigten Realitätsannahmen (Glaubenssätzen) und halb verborgenen Idealen.
Wir benutzen unser Bewusstsein, um seine (Wahl-) Freiheit zu steigern und
können uns dadurch auch zunehmend selbst befreien.
Hier ist meine Kurzanleitung dafür. Die Punkte 1 bis 3 sind
auch "live" im täglichen Leben
brauchbar, um sich diesmal bewusster zu entscheiden. Voraussetzungen für das
nachhaltige Gesamtprogramm sind jedoch regelmäßiges ungestörtes Alleinsein, die
Bereitschaft, größere Verantwortung für sich zu übernehmen und der hartnäckige Wille,
die eigenen Probleme zu lösen, statt immer wieder in Ablenkungen zu flüchten.
- Beobachterperspektive einnehmen.
- Unangenehmen Gefühlen situationsbezogen nachspüren und sie zulassen.
- Glaubenssätze beziehungsweise Glaubensvorstellungen als deren Ursache ermitteln.
- Ursache der Glaubenssätze, zum Beispiel verdrängte Traumata, ermitteln.
- Alte Gefühle rauslassen, Traumata durcharbeiten, neu bewerten, integrieren.
- Neuen Gefühlen Raum geben, Glaubenssätze ändern.
- Aus dem befreiten inneren Selbst heraus leben.
Dieser Text ist ein Auszug aus dem Buch