Eine Welt, in der uns jeder Wunsch augenblicklich erfüllt
wird, wäre für uns offensichtlich
nicht sinnvoll, sondern einfach beliebig. Wir müssten nicht einmal einen bestimmten Wunsch haben, denn wir
könnten jeden anderen ebenso gut nehmen. Wir bräuchten unsere Wünsche auch
nicht zu verstehen, ja es gäbe gar nichts zu verstehen. Das, was wir jetzt von
uns wissen und was als Basis unserer Wünsche dienen könnte, stünde in keinem Zusammenhang
mit einer umfassender gültigen Wirklichkeit. Wir könnten uns deshalb ebenso gut
unsere Auflösung wünschen. Und warum sollten wir das nicht tun?
Entweder also strukturieren wir unsere Erfahrung so, dass
wir sie nicht ohne Weiteres wechseln können, stellen uns damit also bestimmte
Aufgaben (etwas zu erfahren, zu entwickeln, zu integrieren). Oder - was im
Grunde das Gleiche ist - sie werden für uns von einem tieferen Selbst von
einer umfassenderen Ebene aus strukturiert, und wir tun gut daran, diesem
Selbst zu folgen.
Da wir mit der voll bewussten Gestaltung unserer Welt ganz
sicher überfordert wären, geschieht im besten Fall beides: Wir sind uns der
umfassenderen Bedeutung unseres Erlebens, das heißt seines Sinns, gewahr, so dass wir ihm nicht ausweichen
wollen. Um dieses Optimum zu
erreichen, versuchen wir unsere tieferen Motive zu erkennen und uns mit ihnen
zu harmonisieren.
Manche als einschränkend empfundene Bedingungen sind also in
Wahrheit Erweiterungen eines inneren
Wesens, das in uns fest umrissene Erfahrungen sucht. Die Erfüllung
inkompetenter Egowünsche stünde ihnen entgegen. Setzt sich das Ego durch, wird
es daher keine echte Befriedigung finden. Bewusste Erfüllung bedarf der weisen
Unterscheidung zwischen inneren und verinnerlichten Bedingungen. Dann können
die letzteren umso effektiver verändert werden.
Dieser Text ist ein Auszug aus dem Buch